Unvernünftige Rickentunnel-Träumerei kostet 3 Milliarden

Einige SVP-Kantonsräte fordern in einer Interpellation und einem Zeitungsbericht einen Strassentunnel durch den Ricken und eine Autobahn durch das Toggenburg. Wäre die Interpellation nicht bereits am 21. Februar eingereicht worden, wäre man geneigt, von einem 1.-April-Scherz auszugehen. Dem ist nun aber nicht so, weshalb das Anliegen ernsthaft zu beantworten ist: Die Kosten für den Bau eines nicht richtungsgetrennten Tunnels mit Fluchtstollen beziffert der Kanton auf rund drei Milliarden Franken (!). Damit würde ein solches Strassenbauprojekt die Hälfte des gesamten St.Galler Staatshaushaltes beanspruchen. Da es bei einer geschätzten Tunnellänge von elf Kilometern heutzutage üblich ist, richtungsgetrennte Tunnels zu bauen, dürften die Baukosten noch einmal deutlich höher zu liegen kommen.

Liebe Toggenburgerinnen und Toggenburger: Ein Rickentunnel ist schlicht nicht finanzierbar und wer etwas anderes sagt, streut den Bürgerinnen und Bürgern Sand in die Augen. Zum Vergleich: Das teuerste Strassenprojekt des Kantons, der Stadttunnel in Rapperswil, soll rund eine Milliarde kosten. Die Strasse, die dabei entlastet werden soll, hat am Tag aber eine doppelt so hohe Fahrzeuganzahl zu bewältigen, wie die Rickenstrasse.

Das kantonale Tiefbauamt hat sich – vernünftigerweise – daran gemacht, nochmals Umfahrungsvarianten für das Dorf Ricken zu prüfen. Jetzt gilt es, sich für diese Umfahrungsvarianten stark zu machen, damit die Probleme auf der Rickenstrasse und die Anliegen der Bevölkerung auch wirklich angegangen werden. Unrealistisch teure und vermeintlich «schnelle» Lösungen blockieren dagegen eine zeitnahe Umsetzung. Auf der Rickenstrasse sind keine Tagträumereien, sondern umsetzbare Projekte gefragt.

Leserbrief von:
Andrea Abderhalden, Kantonsrätin, Nesslau
Ruben Schuler, Kantonsrat, Mosnang
Flurin Schmid, Wattwil
Johannes Wagner, Ganterschwil